Geschichte der Diakonie im Kirchenkreis Halle – Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Die Anfänge im Nachkriegsdeutschland
Unter dem Eindruck des Kriegsendes und seiner Folgen wurde im August 1945 das „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland“ von der „Konferenz Evangelischer Kirchenführer“ ins Leben gerufen.
Leiter des „Evangelischen Hilfswerkes in Deutschland“ war von 1945 – 1951 Eugen Gerstenmaier, der spätere Bundestagspräsident, der durch sein sozialpolitisches Engagement dazu beigetragen hat, die Not der Nachkriegsjahre zu lindern und das diakonische Profil der Evangelischen Kirche zu prägen.
Durch den Flüchtlingsstrom aus dem Osten war es zu außerordentlichen Notständen im Land gekommen.
Aus dieser Notlage heraus erließ Heinrich Grüber, damaliger Propst an der Berliner Marienkirche, einen SOS-Ruf an die Christen in aller Welt. Dieser Aufruf fand in vielen Ländern ein starkes Echo.
An die Deutschen richtete Heinrich Grüber ebenfalls einen Hilferuf unter der Überschrift „Heimkehrer ohne Hoffnung“.
Diese Hilferufe wurden gehört. Unzählige Lebensmittelpakete, aber auch Kleidungsstücke und Medikamente aus dem Ausland trafen ein und wurden von Mitarbeitern des „Ev. Hilfswerkes“ und der Kirchengemeinden vor Ort an die notleidende Bevölkerung verteilt.
(nach: J. Baumann, Kirchenkreis Halle, S.97)
Das „Evangelische Hilfswerk“ und seine Folgeorganisationen im Kirchenkreis Halle ab 1946
Seit 1914 gibt es in den Kirchengemeinden des Kirchenkreises Halle Diakonissen als Gemeindeschwestern, die unter anderem auch in der Alten- und Krankenpflege tätig sind.
Im Jahr 1946 wird im Kirchenkreis Halle ein „Evangelisches Hilfswerk/Innere Mission“ mit Sitz in Werther eingerichtet.
In den ersten Nachkriegsjahren beschränkt sich die diakonische Arbeit auf die Verteilung von Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidungsstücken, sowie auf die finanzielle Unterstützung für bedürftige Menschen in den Gemeinden, vor allem für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen.
Die Haussammlungen (und später die Sammlungen für „Brot für die Welt“) werden von den Bezirksfrauen der „Frauenhilfen“ in den Kirchengemeinden durchgeführt.
Der Paketversand an Menschen in den „Patengemeinden“ in der „Ostzone“/DDR kommt hinzu.
Erholungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche werden schon in den 50er Jahren von der Inneren Mission organisiert. In den 60er Jahren kommen die Angebote Mütter- und Altenerholung, in den 70er Jahren der Familienfreizeiten hinzu.
Die Evangelische Familienpflege hat ihre Ursprünge in Versmold-Bockhorst. Dort wird sie von der Frauenhilfe gegründet mit der Aufgabe, Familien zu unterstützen in denen die Mutter aufgrund von Krankheit oder Kurmaßnahmen ausfällt. 1971 wird die damalige Haus- und Familienpflege von der Synodaldienststelle der Inneren Mission übernommen und verlegt ihren Sitz nach Halle.
Im Jahre 1972 wird – wie im ganzen Bereich der Evangelischen Kirche in Westfalen – auch im Kirchenkreis Halle eine Umbenennung für die diakonischen Dienste vollzogen: aus dem „Evangelischen Hilfswerk/Innere Mission“ wird das „Diakonische Werk im Kirchenkreis Halle“.
1976 wird von der Kreissynode beschlossen, die Gemeindepflegestationen zu Diakoniestationen umzubauen. Dieser Beschluss wird 1977 umgesetzt. In den Diakoniestationen werden neben den Diakonissen verstärkt Krankenschwestern eingesetzt.
Aufgrund eines Beschlusses der Kreissynode vom 25.04.1977 wird zum 01.07.1978 die Familien- und Erziehungsberatungsstelle (FEB) des Kirchenkreises Halle eingerichtet.
Auf Beschluss der Kreissynode wird 1982 der Diakonieausschuss im Diakonischen Werk Halle gegründet. Zum Diakonieausschuss gehören Vertreter der acht Kirchengemeinden und Vertreter der diakonischen Dienste. Wesentliche Aufgabe des Diakonieausschusses ist es, für eine Transparenz der Entscheidungen und Tätigkeiten der institutionellen Diakonie zu sorgen und diese der Basis (Kirchengemeinden) zu vermitteln.
1989 wird die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) der Diakonie Halle eingerichtet, die Familien mit Erziehungsproblemen unterstützt. Nach Erweiterungen des Arbeitsbereiches durch die Übernahme von Erziehungsbeistandschaften (1997) und einer Tagesgruppe in Kooperation mit dem CJD Versmold (1998) wird der Fachdienst in Ambulante Erziehungshilfen umbenannt.
1994 nimmt die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes ihre Arbeit auf. Sie bietet Menschen, die überschuldet sind, Beratung und Unterstützung.
Am 22. November 1995 fasst die Kreissynode den Beschluss, alle bestehenden diakonischen Arbeitsfelder in der Trägerschaft des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises zusammenzuführen. Hierzu gehörten alle Diakoniestationen, die Familienpflege, die Geschäftsstelle (incl. Jugendhilfeplanung, Alten- und Familienerholung, Ferienhilfswerk, Zivildienstleistende), die Beratungsdienste (Familien-, Erziehungs-, Schwangerschaftskonflikt-, Schuldner- und Kindergartenfachberatung (bis 1998), sowie sozialpädagogische Familienhilfe).
Das „Diakonische Werk im Kirchenkreis Halle“ erhält am 12. Dezember 1998 eine neue Rechtsform und heißt seitdem „Diakonie im Kirchenkreis Halle e. V.“.
1999 erweitert die Schuldnerberatung ihren Aufgabenbereich um die Insolvenzberatung.
Nach der Integration der Pflegedienste in das Diakonische Werk entwickeln sich im Jahre 1999 fünf unabhängige Diakoniestationen mit eigenständigen Pflegedienstleitungen in den Gemeinden Borgholzhausen, Halle, Steinhagen, Versmold und Werther.
Aus den Erfahrungen in der ambulanten Altenpflege, dass sich viele Senioren in den eigenen vier Wänden mehr Sicherheit und Kontakt zu anderen Menschen wünschen, entwickeln die Diakoniestationen ab 2001 das Konzept des Betreuten Wohnens in Wohnanlagen und der Betreuung in Wohngruppen.
2005 eröffnet in Steinhagen das erste Kreisfamilienzentrum im Kreis Gütersloh in der Trägerschaft des Diakonischen Werkes Halle. In Familienzentren werden Betreuungs- und Beratungsangebote gebündelt, sie wirken als Treffpunkt und Kontaktbörse und bieten Raum für Dienstleistungen und Selbsthilfeinitiativen.
Im Oktober 2012 hat die Diakonie im Kirchenkreis Halle e. V. für seinen neu gegründeten Palliativpflegedienst mit den Krankenkassen einen gesonderten Vertrag abgeschlossen. Dieser Vertrag ermöglicht für einen ganz besonderen Bereich, nämlich die palliative Pflege am Lebensende, eine gesonderte Finanzierung durch die Krankenkassen.
Bisher hatte das Palliativpflegeteam seine Zentrale im Haus des Kirchenkreises in Halle bei der Geschäftsstelle der Diakonie. Dies ändert sich im April 2024 aufgrund des Fachkräftemangels. Das Team an sich wird dezentralisiert und auf die Diakoniestationen aufgeteilt – aber es wird weiterhin Palliativpflege geben und auch alle Mitarbeitenden bleiben beschäftigt.
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