Gute Finanzbildung kann Überschuldung vorbeugen

Unter anderem im Kreisfamilienzentrum Fam.o.S. e.V. in Werther hat Schuldnerberaterin Marion Jensen Vorträge zur Finanzbildung gehalten. Bild: Diakonie im Kirchenkreis Halle e.V.

Am Telefon klingt das Angebot einfach zu gut. Schnell wird einem Vertrag zugestimmt – und später erst sieht man das Kleingedruckte. Versteckte Kosten, endlos lange Kündigungsfristen und andere unangenehme Überraschungen warten zwischen den Zeilen. Statt zu widerrufen, ergeben sich viele ihrem Schicksal und bezahlen lieber, anstatt einzuräumen, dass man einen Fehler gemacht hat.

Solche Verträge, vor allem wenn man sie gleichzeitig für mehrere monatlich zahlpflichtige Leistungen abschließt, führen oft zu finanziellen Krisensituationen. Dann hilft der Gang zur Schuldner- und Insolvenzberatung. „Oft entsteht so etwas aus Unwissenheit, Menschen schließen unbeabsichtigt Verträge ab, machen sich keine Gedanken über Laufzeit und Kosten“, sagt Manuela Bergmann von der Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie im Kirchenkreis Halle. Sie und ihre Kolleginnen machen sich stark für Prävention – und klären deshalb auch selbst in Vorträgen über Finanzfallen und richtige Haushaltsbudgetierung auf.

Die Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie im Kirchenkreis Halle ruft gerade in dieser Woche wieder die Politik auf, mehr in die Finanzbildung zu investieren. Anlässlich der Aktionswoche Schuldnerberatung vom 2. bis 6. Juni 2025 sagt Manuela Bergmann, Leiterin der Haller Beratungsstelle, Investitionen in Finanzbildung seien langfristig wirkungsvoll und sparten Geld.

Die Aktionswoche Schuldnerberatung, initiiert von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), steht unter dem Motto „Beste Investition Finanzbildung – Wenn aus Minus Plus wird“. Manuela Bergmann von der Diakonie-Beratungsstelle sagt, finanzielle Bildung sei weit mehr als der bloße Umgang mit Geld. „Sie ist der Schlüssel zu Eigenverantwortung, gesellschaftlicher Teilhabe und einem selbstbestimmten Leben.“

 In einer zunehmend komplexen Finanzwelt sei Finanzbildung unverzichtbar, vor allem für Menschen, die mit knappen finanziellen Ressourcen zu kämpfen hätten. „Die Erfahrung der Praktiker aus der sozialen Schuldnerberatung zeigt: Gute Finanzbildung kann Überschuldung vorbeugen oder erneute Überschuldung verhindern. Sie eröffnet Wege, wie aus einem Minus ein Plus werden kann. Sie fördert Finanzwissen, stärkt Selbstvertrauen und Zukunftsaussichten“, so Bergmann weiter.

Sie und ihre Kollegin Marion Jensen haben deshalb im Rahmen der Aktionswoche Vorträge gehalten zur Schuldenprävention. Unter anderem im Frauencafé des Familienzentrums Fam.o.S in Werther in Zusammenarbeit mit der KFB hat Marion Jensen zum Thema Verträge referiert. Welche Vertragsformen gibt es? Wie kommt ein Vertrag zustande? Und wie kündigt man richtig? Diese Fragen standen unter anderem auf dem Programm. „Es gibt eine Masche gezielt Migranten anzurufen und ihnen Angebote am Telefon zu machen, die setzen darauf, dass sie es nicht richtig verstehen und einfach einen Vertrag abschließen. Das kennen wir so schon als Masche mit Älteren Bürgerinnen und Bürgern. Deswegen müssen wir hier dringend Aufklärungsarbeit leisten“, sagt Marion Jensen.

„Wir haben bewusst das Thema der Woche aufgegriffen und gehen nach außen, um zu informieren“, ergänzt Manuela Bergmann, die ihrerseits einen Deutschkurs in Steinhagen in einer Flüchtlingsunterkunft besuchte, um dort über Haushalts- und Budgetplanung zu referieren. „Für diese Vorträge gibt es allerdings keine Förderung, umso froher sind wir darüber, dass im Koalitionsvertrag steht, dass die Schuldnerberatung für alle kostenlos sein und die Verbraucherbildung gestärkt werden soll. Da würden wir uns natürlich über eine zeitnahe Umsetzung freuen.“

Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle existiert seit März 1994 in Halle in der Trägerschaft der Diakonie im Kirchenkreis Halle im Nordkreis Gütersloh. Das Beratungsangebot richtet sich an alle Personen in den Gemeinden Borgholzhausen, Halle, Harsewinkel, Steinhagen, Versmold und Werther. Für alle Orte werden auch Sprechstunden vor Ort angeboten. Die Beratung ist kostenlos. Hier finden sich die Sprechstunden für alle Orte und ein Anmeldeformular für Hilfesuchende.

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