Fee im Hintergrund

„40 Jahre sind fast unvorstellbar“ sagt Rita Steinbruch über ihre lange Tätigkeit bei der Diakonie. Bild: Diakonie im Kirchenkreis Halle

Das süße Nichtstun ist nichts für Rita Steinbruch. Anstatt ihren Ruhestand zu genießen, wälzt sie lieber Personalakten – auch wenn die mittlerweile digital sind und damit leichter zu wälzen.  Schon ihr Anerkennungsjahr hat Rita Steinbruch bei der Diakonie absolviert und ist dem Arbeitgeber immer treu geblieben. Angefangen hat sie als Familienpflegerin, heute ist sie in der Verwaltung der Geschäftsstelle tätig.

Die Kollegen im Team beschrieben sie als „Fee im Hintergrund“, sie selbst bezeichnet ihre Aufgabe salopp als „Handlangertätigkeiten“. Dabei wollte sie eigentlich nie am Schreibtisch arbeiten.

Nach ihrer Schulzeit hatte sie nämlich eine Anfrage einer Versmolder Bank, ob sie nicht dort ihre Ausbildung absolvieren möchte. Doch Zahlen waren nicht, wonach Rita Steinbruch der Sinn stand. Stattdessen machte sie eine Ausbildung zur Familienpflegerin in Soest. 25 Jahre lang war sie danach in der klassischen Familienpflege tätig, kümmerte sich um Familien, bei denen die Mütter krankheitsbedingt ausfielen. „Ich habe auch drei Familien mit Drillingsgeburten betreut und wenn die Familie auf einem Bauernhof lebte auch schon mal die eine oder andere Kuh gefüttert. Ich habe viel Schönes, aber auch viel Trauriges erlebt, zum Beispiel, wenn eine Frau an Krebs erkrankt war und dann letztendlich auch verstorben ist“, erzählt die 61-Jährige.

Als die von den Krankenkassen finanzierte Familienpflege eingestellt wurde, wechselte Rita Steinbruch zur Ambulanten Familienpflege. Dort kamen die Aufträge über das Jugendamt, oft ging es um Fälle von Kindeswohlgefährdung. „Mal hatten die Kinder kein Spielzeug, mal schlief die Frau mit dem Messer unter dem Kopfkissen, um sich vor ihrem Mann zu schützen. Uns konnten sie nichts vormachen, meist kam die Wahrheit heraus – das war ein wichtiger Dienst“.

2010 musste Rita Steinbruch dann gesundheitsbedingt ihre Arbeit niederlegen, sie bekam eine Organtransplantation. „Ich wollte bis zum letzten Tag arbeiten, auch danach gerne so schnell wie möglich wieder, aber es hat dann zwei Jahre gedauert, bis ich wieder fit genug war.“ Deswegen reichte sie in dieser Zeit ihre Rente ein, nach ihrer Genesung 2013 fragte sie aber bei ihrem alten Arbeitgeber nach, ob es nicht eine geringfügige Beschäftigung für sie gäbe. Der damalige Geschäftsführer Ingo Hansen zögerte nicht lange und stellte sie für Bürotätigkeiten ein. „Das macht mir Spaß, ich komme auch immer noch gerne“, sagt Rita Steinbruch, deren Vertrag gerade wieder bis September verlängert wurde.

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