Chillen mit den Extra-Großeltern

„Chillen mit den Extra-Omis“ Ingeborg Schabbehardt (links) und Irma Seidel gehört zu Tobis Lieblingsaufgaben in der Tagespflege. Bild: Diakonie im Kirchenkreis Halle e.V.

„Der ist immer nett, geht offen auf alle Gäste zu – man merkt einfach, dass er das gerne macht“, lautet das Urteil von Ingeborg Schabbehardt über „ihren“ FSJler. Der so hoch gelobte Tobias „Tobi“ Mülot hat Mühe, nicht rot zu werden bei diesem Kompliment. Seit Oktober letzten Jahres ist der 19-Jährige in der Tagespflege Am Sandkamp in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr beschäftigt – und hat alle dort ins Herz geschlossen. „Das ist unbeschreiblich, wie schnell hier diese zwischenmenschlichen Beziehungen entstanden sind, ich liebe alle Gäste und sie lieben mich, ich hoffe, das klingt jetzt nicht arrogant“, erzählt der Künsebecker grinsend.

Nach seinem Abitur am Kreisgymnasium Halle hatte er zunächst ein halbes Jahr gejobbt und sich dann für das FSJ bei der Diakonie entschieden. „Ich wollte was machen, wo ich dazu lerne, was Hand und Fuß hat und bei dem ich mich orientieren kann, wohin mein beruflicher Werdegang gehen soll“, sagt der von allen nur Tobi genannte. Mehrere Träger hat er sich angesehen mit unterschiedlichen Einrichtungen, nach dem Besuch in der Tagespflege Am Sandkamp war klar: die soll es sein.

Tobias „Tobi“ Mülot absolviert sein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Diakonie. Bild: Diakonie im Kirchenkreis Halle e.V.

Eine Tagespflege macht es möglich, den Tag in geselliger Runde und gut versorgt zu gestalten und die Nacht und das Wochenende in der gewohnten Umgebung zu Hause zu verbringen. Tobis Aufgaben in der Tagespflege sind dabei genau so abwechslungsreich wie das Programm für die Gäste. Von Haushaltstätigkeiten wie Tische eindecken oder Spülmaschine einräumen über Botengänge und Einkäufe, für die er gerne den Tagespflege-Bulli nutzt, bis zur Gestaltung des Bewegungs- oder Gedächtnistrainings für die Gäste reicht die Bandbreite. Sitz-Yoga und Gymnastik sind dabei seine Lieblingsangebote, der Bewegung wird Tobi auch nach dem FSJ treu bleiben.

Denn im Oktober beginnt Tobias Mülot eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. „Was ich hier gelernt habe, hilft mir beruflich und privat weiter. Ich habe verschiedene Krankheitsbilder kennengelernt und weiß mit ihnen umzugehen, habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Und mein eigener Großvater ist an Demenz erkrankt, jetzt kann ich auf ihn besser eingehen“.

Tagespflegeleiterin Katja Rottmann freut sich über die Unterstützung durch FSJler Tobi und zeigt ihm gerne auch die neuste Technik in der Pflege – wie hier den CareTable, einen Aktivitätstisch für alle Sinne. Bild: Diakonie im Kirchenkreis Halle e.V.

Ihm werden die Tagespflegegäste und auch die Kolleginnen fehlen, Besuche in der Einrichtung sind aber auch nach seinem FSJ fest eingeplant. „Es ist schade, dass er geht, aber vielleicht haben wir Glück und finden wieder jemand so besonderen wie ihn“, sagt Tagespflegegast Irma Seidel. Auch Tagespflegeleitung Katja Rottmann würde das Freuen: „So ein FSJler oder Bufdi ist eine tolle Ergänzung und bringt frischen Wind rein, genau wie eine neue Perspektive auf unsere Arbeit“.

Und die hat Tobi auf jeden Fall, vor allem wenn er die wohl beste Definition seiner Arbeit abgibt: „Das ist wie Chillen mit meinen 15 extra Omis und Opas, ich finde es toll ihren Geschichten zuzuhören und mit ihnen zu quatschen, mir Zeit für sie zu nehmen und zwischendurch haben sie auch richtig gute Ratschläge für mich“.

Info

Wer eine ähnliche Erfahrung machen möchte wie Tobi hat Glück: momentan sind bei der Diakonie noch Plätze frei für Interessierte. Das Angebot richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 26 Jahren, die im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres oder des Bundesfreiwilligendienstes praktische Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln möchten.

Die Diakoniestationen des Kirchenkreis Halle e.V. sind die Einsatzstellen für das Freiwillige Soziale Jahr bzw. den Bundesfreiwilligendienst. In der Regel dauert der Freiwilligendienst 12 Monate und umfasst 39 Wochenstunden (Ausnahmen sind möglich) bei 30 Tagen Urlaub im Jahr. Als Vergütung gibt es 453,- Euro Taschengeld im Monat – und das Beste: das Kindergeld wird weitergezahlt, solange der Freiwilllige unter 26 Jahren ist. Krankenversicherung, Rentenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosenversicherung und die gesetzliche Berufsunfallversicherung werden übernommen.

Mehr dazu gibt es hier.

Interessenten können sich melden bei Jana Rohde, Koordinatorin für Ausbildung unter Tel 0175 – 29 66 990 oder per Mail an jana.rohde@diakonie-halle.de.

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