Jubiläum bei der ÖFI

Sie gehören zum Team der Ökumenischen Flüchtlingsinitiative Werther: (von links) Silke Beier, Carola Mühlenweg, Stefan Schemmann, Sabine Münch, Kurt Jürgens, Bernd Trenner, Silvia Mehring, Gabriele Gess, Viola Richter-Jürgens und Hildegard Prochnow. Bild: Diakonie im Kirchenkreis Halle e.V.

Ein afghanisches Mädchen erhält nach nur zwei Jahren in Deutschland eine Empfehlung fürs Gymnasium. Ein syrischer Flüchtling ein Stipendium bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, ein anderer ist Gebietsleiter bei einem großen Haller Süßwarenkonzern geworden. Diese und viele weitere Erfolgsgeschichten wissen die Engagierten der Ökumenische Flüchtlingsinitiative Werther – kurz ÖFI – zu berichten. Seit 2014 gibt es die Initiative, die ehrenamtlich für Geflüchtete da sein möchte, unabhängig von Konfession und Herkunft.

Hinter der ÖFI stehen die Ev. Luth. Kirchengemeinde Werther und der Pastoralverbund Stockkämpen, an vorderster Front stehen viele engagierte Ehrenamtliche, die geflüchtete Menschen bei ihrem Ankommen in der Wertheraner Gesellschaft begleiten und zu einem Miteinander der Kulturen und Religionen beitragen.

Das 10jährige Bestehen der ÖFI soll nun gebührend gefeiert werden, mit einem Frühstück am 7. September 2024 um 11 Uhr bei gutem Wetter im Innenhof oder alternativ im Gemeindesaal des Evangelischen Gemeindehauses Werther. Eingeladen sind alle Freunde und Förderer, ehrenamtlichen Unterstützer, die Geflüchteten, Kooperationspartner wie die Tafel oder das Familienzentrum FAMOS und natürlich auch Gäste aus der Politik sowie alle Interessierten.

Angefangen hat alles vor zehn Jahren im Bibelkreis, durch einen Kontakt zu einem iranischen Ehepaar in Werther. Als 2015 dann die große Flüchtlingswelle kam, wurde die Initiative größer und wuchs auf rund 100 Ehrenamtliche an. Durch die engagierten Ehrenamtlichen ist ein vielfältiges Angebot für die Flüchtlinge entstanden. Begonnen hat alles mit dem gemeinsamen Frühstück für Flüchtlinge und Helfende, das immer am 1. Samstag eines Monats im Ev. Gemeindehaus Werther stattfindet. Dazu kamen Sprachkurse, Patenschaften, ein Fahrradverleih und Frauencafé. Dazu kommen weitere Projekte wie das Come Together im Haus Tiefenstraße bei dem gemeinsam gekocht und gegessen wird, in Workshops gearbeitet gespielt und vor allem erzählt wird. In besonderer Erinnerung bleibt den Beteiligten auch ein Syrien-Abend, ein gemeinsames Backen mit der OGS der Grundschule, der Böckstiegellauf und das Volksradfahren, die große Weihnachtsfeier, Kinderreiten mit dem Reitverein; Kegeln bei Obermann und natürlich auch die Fotoausstellung „Verloren – Gewonnen“ 2022 im Gemeindehaus Werther, in denen Geflüchtete von ihren verlorenen Herkunftsorten und ihrer neu gewonnenen Heimat Werther bildlich erzählten.

Auch heute sind noch mehr als 20 Ehrenamtliche regelmäßig im Einsatz. „Ohne die Ehrenamtlichen wäre das ganz schön schräg geworden. Ich bin froh, dass wir immer noch da sind, in anderen Kommunen ist das deutlich weniger geworden, gerade durch die Pandemie. Wir haben auch über Krisenzeiten funktioniert“, berichtet Stefan Schemmann. Er ist als Hauptamtlicher in der Flüchtlingsberatung der Diakonie auch für die Ehrenamtskoordination zuständig. Für ihn wie auch die Freiwilligen ist die Beziehungsarbeit das wichtigste. Denn was passiert, wenn Geflüchtete allein gelassen und sich selbst überlassen werden, zeigen Tragödien wie die in Solingen. „Wenn wir Menschen in unserem Land aufnehmen, dann müssen wir uns auch um sie kümmern“, sagt Schemmann.

Das funktioniert dank der ÖFI seit 10 Jahren wunderbar. „Viele der Flüchtlinge sind hier inzwischen super verwurzelt und Bürger Werthers geworden“, sagt Pfarrerin Silke Beier. Das ist der gelungenen Mischung aus einem unglaublichen Engagement von Ehrenamtlichen und fachlicher Beratung zu verdanken. „Leider ist das jedes Jahr wieder eine Zitterpartie, ob die Mittel wieder verlängert werden. Hier würden wir uns mehr Verlässlichkeit wünschen von Seiten der Politik“, ergänzt Beier. Dabei ist Zeit ein wichtiger Faktor, denn die Arbeit mit Geflüchteten erfordert viel Geduld, Vertrauen aufzubauen ist für viele der durch Flucht und Krieg Traumatisierten nicht leicht.

Wie viele Geflüchtete die ÖFI in den 10 Jahren betreut hat, lässt sich schlecht schätzen, mehr als 500 Menschen werden es aber gewesen sein. Allein zum Frühstück kommen in der Regel jedes Mal 50 bis 60 Gäste aus den unterschiedlichsten Ländern, aus Eritrea, dem Iran, Irak, Syrien, Afghanistan, der Ukraine und vielen mehr. Gemeinsam wird gefeiert, aber auch getrauert. Die Ehrenamtlichen der ÖFI waren schon bei allen Ereignissen des Lebens der Geflüchteten dabei, von der Geburt bis zur Beerdigung. „Es gibt eine enorme Nähe hier“, sagt Stefan Schemmann.

Wer sich auch in der Initiative engagieren möchte, kann sich gerne bei ihm melden unter 05201 / 1805977 oder 0171 / 6747489 oder per Mail an stefan.schemmann@diakonie-halle.de. „Das ist auch bereichernd für das eigene Leben, man bekommt viel zurück. Wir alle sind in diesen 10 Jahren unglaublich gewachsen innerlich“, zieht Silke Beier ihr Fazit.

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