Palliativpflege soll bestehen bleiben – Diakonie Halle dezentralisiert den bestehenden Dienst
Fachkräftemangel und starre Vertragsbedingungen machen eine Veränderung in der Struktur der Diakonie im Kirchenkreis Halle unumgänglich. Seit Oktober 2012 gibt es den Palliativpflegedienst in der Diakonie im Kirchenkreis Halle. Die Palliativpflege hat zum Ziel, Menschen mit einer weit fortgeschrittenen oder nicht heilbaren Erkrankung umfassend zu unterstützen. Bisher war es so, dass das Palliativpflegeteam seine Zentrale im Haus des Kirchenkreises in Halle bei der Geschäftsstelle der Diakonie hatte. Dies wird sich ab April 2024 ändern. Das Team an sich wird aufgeteilt – aber es wird weiterhin Palliativpflege geben und auch alle Mitarbeitenden bleiben beschäftigt.
Das Palliativpflegeteam bestand ursprünglich aus 12 Mitarbeitenden. Bald sind es, bedingt durch den geplanten Ruhestand einiger, nur noch 8. Mit der bisherigen Struktur kann so keine durchgehende Versorgung mehr garantiert werden und auch die Verträge mit der Krankenversicherung können nicht länger erfüllt werden. Denn die sehen allein zwei Vollzeitkräfte in der Leitung vor -im Palliativpflegedienst haben aber eben diese aufgrund der starken Belastung ihre Stunden reduziert. Auch die rund um die Uhr Versorgung ist mit so wenigen Fachkräften gerade in Urlaubszeiten oder bei Krankheitsfällen nahezu unmöglich. Die
Versorgungsverträge der Kassen, die diese Bedingung vorgeben, sind aber „nicht verhandelbar“, wie die dabei federführende AOK Nordwest hierzu mitteilt. Auch andere Anbieter haben diese Probleme – und leisten sich deshalb seit Jahren keinen eigenen Palliativdienst mehr. „Wir sind bundesweit die Letzten, die das so angeboten haben“, sagt Diakonie-Vorstand Andreas Riedel. Nun hat die Diakonie Halle ihren Vertrag gekündigt, denn bedingt durch den Fachkräftemangel wird sich die Personalsituation in absehender Zeit nicht positiv entwickeln. Neue Mitarbeitende zu gewinnen, empfindet das Team selbst als äußerst schwierig, der Nachwuchs fehlt – wie überall in der Pflege. Die Diakonie wirbt bereits gezielt um neue Fachkräfte und möchte auch den bestehenden Mitarbeitenden gerne die Palliativzusatzausbildung ermöglichen, wenn sie es wollen. Zudem sollen mehr Auszubildende im Ausland angeworben und verstärkt auf die kürzere, einjährige Pflegeassistenzausbildung gesetzt werden.
Und auch beim Thema Palliativ bleibt man am Ball und ist im Gespräch mit den Palliativnetzwerken Bielefeld und Gütersloh. Eine gründliche Analyse über die Bedingungen vor Ort für Palliativmedizin steht ganz oben auf der Agenda, denn die Basis für ein eigenes Palliativ-Netzwerk im Nordkreis Gütersloh fehlt. Aus dem Altkreis Halle war noch nie ein Arzt Mitglied im Palliativnetzwerk, die letzte Ärztin mit spezifischer Qualifikation in der Region ging bereits 2022 in den Ruhestand.
Die Gesundheits- und Krankenpfleger*innen und Altenpfleger*innen des Teams der Palliativpflege werden ab April auf die Diakoniestationen in zwei Regionen, Halle und Steinhagen sowie Borgholzhausen, Versmold und Werther, aufgeteilt. Die Palliativ-Mitarbeiter*innen sind dann wieder den Diakoniestationen zugeordnet, sie fahren „normale“ ambulante Pflege und auch eingestreute palliative Einsätze in dem jeweiligen Bereich.
Die Palliativversorgung findet ohnehin in der häuslichen Umgebung statt, für die Patienten wird sich dadurch nichts ändern. Außerdem sollen durch die Einbindung der Palliativ-Pflegekräfte in die Pflegeteams der Diakoniestationen auch andere Mitarbeitende angeregt werden, selbst eine Palliative Care Ausbildung zu machen, um aus den eigenen Reihen für Nachwuchs zu sorgen.
Die Mitarbeitenden entscheiden selbst nach Personallage (Urlaub, Krankheit etc.) ob eine Pflege übernommen werden kann. Die Palliative-Care-Fachkräfte haben die Regie im palliativen Prozess. Sie beraten Patienten, Angehörige und die Fachkraft-Kolleginnen des jeweiligen Bereichs.
Die hochwertige palliative Versorgung in der Diakonie soll trotz allem weitergehen, denn Palliative Arbeit gehört zum Wesen Diakonischer Arbeit und muss erhalten bleiben, betont auch Andreas Riedel.